Vielschichtige Wirklichkeit – unendlich unperfekt
Es gibt vieles, was ich an Drucken nicht mag und eines davon ist ihre Zweidimensionalität. Drucke sind immer flach und das widerspricht eigentlich zutiefst dem, was unsere Gehirne als angenehm empfinden. Sogar dann, wenn der Untergrund auf dem gedruckt wurde eine Struktur aufweist (wie zum Beispiel bei Drucken auf Leinwand), wirken die Bilder nicht lebendig; sie sind traurige Kopien eines unverwechselbares Originals.
Ihnen fehlen nämlich all die Fehler und Makel, die man auf allen Originalen finden kann; egal ob röhrender Hirsch oder ein Meisterwerk von Picasso, ein lebendiges Bild wird auch immer ein fehlerhaftes Bild sein.
Sowohl das menschliche Gehirn, als auch alle körpereigenen Werkzeuge, die man beim malen benutzt, sind nämlich gar nicht fähig fehlerfrei zu arbeiten, es sind die winzigen kaum wahrnehmbaren Brüche, ein jedes mal anderes einatmen oder ausatmen, das Blut, das so ungleichmäßig durch die Hände fließt, die zu unserer Lebendigkeit gehören. Sogar unsere Herzen schlagen unregelmäßig – wenn der Herzschlag zu „ordentlich“ wird, sollte man einen bevorstehenden Herzinfarkt vermuten und Vorkehrungen treffen.
Die unrunde Welt
Die Unregelmäßigkeiten des Lebendigen entstehen aber nicht nur auf der Oberfläche; alles, was uns umgibt besteht aus unendlich vielen Schichten von Atomen, die sich zu Molekülen zusammen finden, aus denen wiederum der Stoff besteht aus dem wir selbst und alles, was uns umgibt, besteht.
Und all diese noch so winzigen Teile und Teilchen sind bringen ihre eigenen Unebenheiten mit, so dass am Ende nichts wirklich rund und nichts wirklich eckig ist, sondern aus fließenden Formen besteht, die nur in unseren Gehirnen zu etwas zusammen gesetzt werden, das aussieht wie ein „Ding“, oder eine Katze, oder Tante Berta.
Lebendige Bilder
Das waren meine Gedanken, als ich diese Bilder gemalt habe – ich wollte all die vielen Schichten, aus denen das, was wir Wirklichkeit nennen, auf die Leinwand übertragen. Damit sie lebendig sind. Und damit sie lebendig bleiben, denn das Material arbeitet weiter, auch wenn ich das Bild schon vor Jahren signiert habe.
Die Bilder dieser 2007 entstandenen Serie sind vielschichtige Materialcollagen (Quarzsand, Acrylfarben, Ölkreide, Stoffe, diverse Papiere, Fotos, Zeitungen etc.) – aus allen unteren Schichten schimmert etwas zur Oberfläche durch und so entsteht etwas, das man (Bild)Wirklichkeit nennen kann.
Weitere Fotos von meinen Bildern finden Sie auch in meinem Google Fotoalbum