Mehr als Malerei – eines Nachts im Atelier
Immer wieder habe ich versucht die Grenzen, die mir die Malerei setzt aufzuheben z. B. durch Objekte, Möbel, Keramik etc., im Jahre 2003 erst habe ich die Materialcollage für mich entdeckt und alles, was „klebbar“ ist zu Bildern verarbeitet. So hat sich eine Tür in der Malerei für mich geöffnet, die ich nach wie vor immer wieder gerne benutze.
Ein Anekdötchen
Zu diesen Bildern gibt es eine ganz wundervolle Anekdote, die ich immer wieder gerne erzähle. Wenn ich male, dann bin ich tatsächlich nur noch zur Hälfte (wenn überhaupt) in dieser Welt, ein nicht unbeträchtlicher Teil von mir hält sich scheinbar irgendwo anders auf, was sich zum Beispiel auch dadurch zeigt, dass ich sowohl das Essen, als auch das Schlafen vergesse und so gut wie gar kein Gefühl mehr für Zeit habe.
Ganz besonders heftig wird es, wenn ich etwas Neues entdecke; ein neues Material, oder eine ungewohnte Farbkombination, oder wie im Falle dieser Bilder, die Möglichkeit neben der Farbe, auch unterschiedliche Materialien wie Stoff, Papier u. ä. in die Bildgestaltung mit einzubeziehen. Und wenn mir das spontan eine Idee kommt, dann muss ich es sofort umsetzen, sonst wird sie von einer anderen, neuen Bildidee verdrängt und niemals gemalt werden.
Die berühmte Thermomatte
Während ich an dieser Serie gearbeitet habe, kam mir die Idee, dass ich neben den flach aufgeklebten Geweben auch leicht erhabene Flächen schaffen möchte. Sofort habe ich mich im ganzen Haus – das ist damals noch mit meinem Sohn Joschi geteilt habe – auf die Suche gemacht; vom Keller bis zum Dachboden habe ich alles durchwühlt, aber nichts gefunden, was meinen Vorstellungen entsprochen hätte.Bis ich – inzwischen völlig verzweifelt – auch unter dem Bett von meinem Sohn nachgeschaut habe.
Und dort sah ich es endlich! Fein säuberlich zusammen gerollt lachte mich eine Thermomatte an, die ich herauszog und Freude strahlend ins Atelier gebracht habe, wo ich sie dann sofort zerschnitten und auf eine Leinwand aufgeklebt habe. Da mir die Oberflächenstruktur der Matte nicht 100% – ig gefallen hat, habe ich sie noch mit Seide überzogen und dann mit dem Malen begonnen. Es war genau so, wie ich es mir gewünscht habe und ich habe das Bild ohne Pause in einer Nacht fertig gemalt.
Der pädagogische Zeigefinger
Irgendwann ist die Kunst gewordene Thermomatte in Vergessenheit geraten und ich habe fröhlich alles Mögliche und auch Unmögliche weiterhin auf meine Bilder geklebt. Dann kam der Tag, an dem mein Sohn Joschi seinen Rucksack für eine Europatour gepackt hat, er war gut vorbereitet, es war alles da, nur eines fehlte: die Thermomatte.
Seither ist das Wort „Thermomatte“ so eine Art Familiencode geworden, denn wie alle Eltern, habe auch ich viele Jahre dafür benötigt, meinen Söhnen beizubringen, dass sie mich fragen, bevor sie etwas von meinen Sachen nehmen. Und dann das! Was für eine Peinlichkeit!
Natürlich habe ich mich entschuldigt und ihm sofort eine neue Thermomatte gekauft und mein Sohn hat mein ehrliches Bemühen um Wiedergutmachung durchaus großherzig registriert.
Und ich glaube, er hat die Fehlbarkeit der Mutter sogar sehr genossen und das ist gut so.
Nur all zu oft erziehen wir unsere Kinder sozusagen von einem hohen Ross aus, als wären wir, die sich „erwachsen“ nennen, in allem perfekt und weise, anstatt mit ihnen gemeinsam zu lernen und zu wachsen.
Jeder sollte nach seinen Möglichkeiten und im Tempo der Herausforderungen wachsen dürfen und wir alle können das gemeinsam mit unseren Kindern, partnerschaftlich und solidarisch tun – einfach mehr miteinander „menscheln“ und dann ist alles gut.
Weitere Fotos von meinen Bildern finden Sie auch in meinem Google Fotoalbum