Action Painting Chaos

Das Leben mit der Malerei zu verbringen bedeutet, dass man sich eigentlich ständig in einem Spiegel sieht. Das hat viel Gutes und ebenso viel Schlechtes. Das Positive ist, dass man sich in dieser permanenten Selbstbegegnung im Laufe der Jahre sehr gut kennen lernt, das Negative brauche ich glaube ich gar nicht zu erklären; wer will sich schon immer – und egal in welcher Verfassung man sich gerade befindet – im Spiegel sehen müssen?

Aber bleiben wir ruhig bei den guten Folgen, denn diese sind doch recht interessant. Es ist etwa 30 Jahre her, dass ich begriffen habe, oder zumindest damit begonnen habe zu begreifen, wie mein Gehirn scheinbar funktioniert. Es kam immer häufiger vor, dass ich inmitten eines Kaufhauses nicht mehr wusste, wo und wer ich bin und irgendwie so ein Gefühl von völliger Überladung hatte.

Das ist natürlich eine sehr unangenehme Erkenntnis, zumal es ja meistens in der Umgebung von scheinbar unbelasteten, fröhlichen Menschen geschah und mir das Gefühl gab, völlig fehl am Platz zu sein. Ich habe mich also als Alien erkannt und fing natürlich sofort an, an mir selbst zu zweifeln, mir vor zu werfen „nicht normal“, nicht lebensfähig zu sein. All das klingt nicht nur erschreckend, es ist auch ziemlich furchtbar solche Gefühle aushalten zu müssen.

Und niemand hat mir damals gesagt, dass das in Ordnung ist! Und niemand hat mir gesagt, dass das sogar großartig ist!

Malen, malen und malen….

Diese Hypersensibilität hat seinen Ursprung im Gehirn. Dort wo die meisten Menschen mit gut funktionierenden Filtersystemen ausgestattet sind , die verhindern, dass zu viele Informationen ins Bewusstsein dringen, dort scheint bei mir etwas zu fehlen. Und diese Barriere schien schon immer zu fehlen, denn schon als Kleinkind habe ich mich gerne in Bücher und später in die Musik verkrochen. Dort nämlich herrschen überschaubare und gut strukturierte Verhältnisse, die nicht so bedrohlich sind, wie das beständige Rumoren, das uns alle umgibt.

Seit nunmehr 40 Jahren ist es die Malerei, die mich nicht nur vor dem „zu viel“ schützt, sie gibt mir sogar die Möglichkeit, den Kopf zu entleeren, all die Bilder rauszumalen – die Malerei ist für mich der Rettungsanker, der mich seit 40 Jahren davor bewahrt, in einem Ozean von Eindrücken zu ertrinken.

Die Bilder dieser Serie sind 2008 entstanden, in einer Phase, in der ich vom Stadtleben endgültig Abschied nehmen musste.

Mehr Fotos von meinen Bildern finden Sie auch in meinem Google Fotoalbum