Es ist nie zu spät für einen Neuanfang! Mein Leben war nie langweilig und in meiner Biographie sind sogar einige ziemlich mächtige Brüche zu finden.
Ob das „typisch Künstlerin“ ist, oder nicht, mag ich nicht beurteilen. Allerdings ist es schon auffällig, dass ich dieses Schicksal mit unzähligen Künstlerinnen und Künstlern teile.
Neuanfang mit 68?
Dass ich aber mit 68 noch einen radikalen Neuanfang wagen werde, hätte ich mir nicht einmal selbst zugetraut. Und dennoch. Es ist passiert und die Wende ist nach einem Jahr endlich vollbracht.
Im April 2021 habe ich mich nach 16 Jahren von meinem Partner getrennt und habe erstmal mit einer Sparversion an Hab und Gut das gemeinsam bewohnte Haus verlassen.
Loslassen lernen
Gegangen bin ich erstmal ohne Ziel, denn oberste Priorität hatte zunächst einmal, dass ich einen konsequenten Schlussstrich ziehe.
Ein ganzes Jahr habe ich in Hotels gelebt und gearbeitet, denn gerade in dieser Zeit war für mich die Malerei das, was mir nicht nur Sinn und Inhalt gab, vielmehr war es dringend geboten, dass ich in dieser Phase der Orientierungslosigkeit jedem Tag eine feste Struktur gab.

Leben und arbeiten in Hotels
Meine Hotelaufenthalte habe ich auf jeweils drei Monate limitiert, damit ich ja nicht auf die Idee komme, mir eine neue Komfortzone einzurichten. Die Gefahr, sich in einer Lebenssituation bequem zu machen, die eigentlich so ganz und gar nicht den eigentlichen Bedürfnissen und Wünschen entspricht, lauert überall.
Apropos Wünsche: eigentlich hatte ich keine, zumindest nicht von Anfang an.
In einer emotional aufgewühlten Lage sollte man besser auch keine haben, denn solange die innere Klarheit noch nicht wieder hergestellt ist, kostet der Versuch unrealistische Wünsche zu verwirklichen nur unnötige Energie. Geduld muss man schon haben, wenn man aus einer Krise gestärkt hervorgehen will. Und die hatte ich.
Alles, was du brauchst, hast du in dir!
Es klingt jetzt alles so locker und so easy, das war es natürlich nicht; es gab in diesem Jahr unzählige Momente des Zweifels, des Verzweifelns und der Angst.
In diesen Zeiten haben mich meine erwachsenen Söhne und Freunde aufgefangen, in dem sie mich daran erinnert haben, was ich in meinem Leben schon geschafft habe, wieviel Kraft in mir steckt und dass diese Kräfte für immer in mir stecken. Ganz am Anfang meiner Odyssee habe ich mir folgenden Satz notiert: Alles, was du brauchst, hast du in dir!

Vertrauen ist das Zauberwort!
Dieses Vertrauen hat letztendlich dazu geführt, dass ich im Mai 2022 mein Nomadenleben gegen das Leben an einem festen Standort getauscht habe.
Der Zufall hat hierbei eine nicht unwichtige Rolle gespielt, denn dass ich im richtigen Moment genau das Atelier finden werde, was ich brauche und wovon ich schon seit Langem geträumt habe, das hätte ich bei allem Optimismus nicht erwartet.
Und nun bin ich also in der wunderbaren Stadt Fürth angekommen, geniesse das Stadtleben, die unzähligen Begegnungen mit inspirierenden Menschen und fange ein neues Leben an.
Dieses Jahr werde ich 70 und kann jetzt mit Fug und Recht behaupten: es ist nie zu spät!

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