Künstlerleid – das Pendeln zwischen Extremen

Eigentlich wollte ich nicht mehr malen – nie mehr!
Mit solchen Ansagen verpeste ich regelmäßig seit ich male (also schon seit über 40 Jahren) das Universum – mein alter Berliner Arzt nannte das “neurotische Koketterie”.

Immerhin habe ich etwa zwei Wochen stramm durchgehalten – voller Trotz vermied ich auch nur die Nähe des Ateliers und genoss meine erstaunlich sauberen Fingernägel.
Aber ich bin nun mal ein Acryljunkie und brauche offensichtlich meinen “Stoff”, also schleiche ich seit Tagen um die Farben herum, male hier ein wenig und dort ein bisschen.

Aber genug mit dem Künstlerleid!

Heute hat es mich letzten Endes doch gepackt und ich habe eine große Leinwand begonnen – Hilfe, ich bin wieder voll drauf!
Ja, so ist es und so wird es wohl für immer bleiben – die Malerei ist eine Sucht, sonst geht es nicht; ein bisschen malen ist wie ein bisschen schwanger!

Nun steht also dieses Riesenteil fordernd und egomanisch in meinem Atelier und wehe mir, wenn ich das Bild nicht zu Ende bringe!
Schuldgefühle ohne Ende, Scham; ein Purgatorium in dem Künstler mit Acrylfarben und Pinseln gepiesackt werden, bis ihre Seele zum Himmel oder zur Hölle weitergeschickt wird.
Nö. Darauf habe ich einfach kein Bock!

Morgen male ich also weiter, bis das Bild irgendwann hoffentlich sagt:  ”Nun bin ich fertig, gib mir meine Lasur und lass mich in Ruhe!”
Aber bis dahin………eine unendliche (Bild)Geschichte………..

 

Künstlerleid Acrylgemälde von Etelka Kovacs-Koller

Und es ist fertig geworden. Und ich liebe es! Es hat sich mal wieder gezeigt: es lohnt sich den berühmten Rubikon zu überschreiten!

Die kreisenden Bewegungen erinnern mich an wildgewordene Lockenwickler (wobei das auch durchaus rotierende Synapsen sein könnten) und dennoch nenne ich das Gemälde: „Künstlerleid“.

 

Der Rubikon