Es gibt so viel neues, neuartiges Künstlermaterial, dass mir beim Blättern in Katalogen regelrecht schwindelig wird. Und natürlich erwachen meine Begierden; ich könnte dies und jenes ausprobieren, oder miteinander kombinieren, oder…
Und dann ziehe ich die mentale Notbremse, Klappe den Katalog zu und schaue, was ich im Atelier an Farben, Stiften und Untergründen vorfinde. Und dann frage ich mich: Wie vertragen sich Kreativität und Überfluss?

Im Atelier: Weniger ist manchmal mehr!

Nicht weil ich mich vor Neuem fürchte. Ganz und gar nicht. Ich bin immer noch sehr technologieaffin und bin sehr offen für alles, was Forschung und Wissenschaft offenbaren.
Es geht um etwas ganz anderes, nämlich um Beschränkung.

Neu ist nicht immer auch besser

Es ist meine feste Überzeugung, dass neues Material nicht zwangsläufig zu neuen Bildideen führt.
Vielleicht verhindert sogar die Lust und die Begeisterung, die ich beim ausprobieren empfinde, dass etwas wirklich neuartiges auf der Leinwand entsteht.
Ich glaube, dass gerade die (freiwillige) Beschränkung auf das, was vorhanden ist, beim Malen zu neuen Techniken und Methoden führt, denn es zwingt mich dazu, aus dem, was ich habe und kenne, das höchstmögliche an Innovation herauszuholen.

Innovativ werden und beim gewohnten bleiben

So bleibe ich also bei meinen gewohnten Materialien und Kämpfe mit aller Kraft gegen Routine und der damit verbundenen kreativen Langeweile.
Das ist für mich eine der grössten Herausforderungen in der MalereiMalerei und ich nehme sie gerne an, denn es ist wesentlich spannender und befriedigender, wenn man als Künstlerin die Herangehensweise revolutioniert, als ständig mit neuen und „noch sensationellen“ Materialien etwas zu erschaffen, das nur oberflächlich betrachtet neu ist, aber in der Tiefe doch die grosse Langeweile und Leere widerspiegelt, der man durch das Neue zu entrinnen gedachte.

Ganz banal zusammengefasst: neue Schuhe führen nicht zwangsläufig auf neue Wege.