Als ich dreißig wurde, habe ich das erste mal in meinem Leben ein Gefühl von Vergänglichkeit gespürt.

Forever young

Mit dem Erscheinen der ersten Falten wurde mir klar, dass das Leben irgendwann – wenn auch in ferner Zeit – aber doch endlich ist.

Panik ergriff mich, wie viele Frauen in diesem Alter, aber ich hatte Glück, denn zufällig lernte ich plötzlich Frauen kennen, die damals Mitte vierzig waren. Frauen, die aus- und aufgebrochen sind, die erst mit vierzig richtig angefangen haben zu leben, Weltreisen machten, umgezogen sind, Jobs gewechselt haben.

Von ihnen habe ich gelernt: YEAH – es gibt also auch Leben jenseits der Vierzig!

Auf der Reise

In diesem Sinne verflogen die Jahre, bis ich selbst im Tor zu den berühmt-berüchtigten „Wechseljahren“ stand. Damals prophezeite mir eine zehn Jahre ältere Freundin: „die Reise durch diese Jahre wird nicht sehr komfortabel, aber wenn du sie hinter dir hast, dann stehst du plötzlich in einem neuen Leben!“.

Und so ist es tatsächlich.

Heute bin ich beinahe 57 und mein 50. Geburtstag (den ich mit einem gigantischen Live Action Painting in einem Technoklub gefeiert habe), war der Startschuss zu einem anderen Leben, zu einer neuen Etelka.

Ich fühle mich so frei, wie noch nie zuvor, genieße meine Falten und seit dem letzten Frühjahr färbe ich meine Haare nicht mehr. Sie stehen, wie ein weißes Krönchen auf meinem Kopf und zeigen: schaut her, ich bin „alt“ und das so richtig gerne!

Alt und frei

Häufig bekomme ich zu hören: „du bist doch gar nicht alt!“, als wäre das Altsein eine Art Krankheit und wer daran leidet benötigt Trost.

Und tatsächlich denke ich, wer an seinem Alter leidet, der braucht tatsächlich Trost, denn ihm entgehen viele Jahre voller Genuss und Lebendigkeit; er schaut nicht neugierig nach Vorne, sondern melancholisch nach Hinten.

Sicherlich ist vieles heute anders für mich als vor 30 oder 20 Jahren. Aber genau das ist doch so spannend!

In einer „ewig-jungen“ Gesellschaft würden die Omas und Opas fehlen, die der jüngeren Generation von Gestern erzählen und damit erklären, woher sie selber kommen.

Lebenslanges Lernen

Ich nehme diese Rolle sehr gerne an und hoffe, dass ich im Umgang mit jungen Menschen erstens selber viel lernen und ihnen auch etwas mit auf den Weg geben kann.

Es gibt so viele Beispiele, gerade unter Künstlern, von denen Mann und Frau lernen können, dass das Alter sogar zu einer Blüte der inneren Kultur führen kann.

Und wie viel entgeht denjenigen, der das Altern nur als Verlust der Jugend und nicht als Gewinn von Neuem erlebt.

Forever young? Auf keinen Fall, denn „junge“ Alte sind schlechte Kopien!

Das Original ist faltig und hat weiße Haare.

Und ich schwöre auf Authentizität mit allem drum und dran!