In den letzten Tagen habe ich mich an Schopenhauer herangetastet.

Glück

Das Lesen ist mir zugegebener Maßen sehr schwer gefallen, denn Schopenhauers Philosophie, sein unendlicher Weltpessimismus stehen in absolutem Kontrast zu meiner Lebensart.

Trotzdem. Es musste einfach sein.

Beim Lesen fiel mir auf, dass sein (zugegeben geniales) Genörgel über die Schlechtigkeit der Welt, eine ungemeine Aktualität hat, denn wo ich nur meine Ohren hinhalte, höre ich klagen und Gejammer über unerfüllte wünsche, zerronnene Hoffnungen und unbefriedigte Bedürfnisse.

Ist es nicht sehr schade, die Lebenszeit darauf zu verwenden wünschen hinterher zu jagen, die nicht erfüllbar sind?

Leben wir in einer Zeit, in der mehr Mangel als wohlergehen herrscht? Wohl kaum. Aber wonach sehnen sich die Menschen, die sich so gerne über dieses und jenes beklagen? Und würden sie aufhören zu jammern, wenn eine Fee ihre Wünsche erfüllen würde?

Glücksbegabung

Ich denke Glücksfähigkeit ist eine ganz besondere Begabung, sie ist aber auch sicherlich erlernbar. Und wenn es auch nicht viel Freiheit in diesem Leben gibt, so hat doch jeder die Wahl Ereignisse als „beglückend“ wahrzunehmen. Es ist natürlich auch möglich in allem den Mangel zu sehen, oder Schönheit einfach zu ignorieren. Aber wozu soll das gut sein?

Was haben Menschen davon, sich unglücklich zu machen? Irgendein Gewinn, den ich nicht erkennen kann, muss doch im Unglück stecken. Ist es einfach der zwang der Gruppe? Oder vielleicht sogar ein tief sitzendes Schuldgefühl? Bei soviel allen Bekanntem elend in der Welt kann sich ein „guter“ Mensch gar kein Glück leisten?

Oder ist es vielmehr die furcht vor der Vergänglichkeit, denn die Momente der Freude verfliegen wie Parfüm, man kann sie nicht festhalten, sie gehen dahin und der Schatten kehrt unweigerlich immer wieder zurück. Ist es diese Angst? Dann würde ich es als übermächtige Lebensangst bezeichnen, denn leben verläuft nun mal in Wellen, in ups & downs und nichts finde ich schlimmer, als eine scheinbare Gleichmäßigkeit der Empfindungen, der Gefühle und auch der Ereignisse.

Unglück glaubt man scheinbar nur verhindern zu können, wenn man jegliche Bewegung stoppt und in der Mitte erstarrt. Denn jede Bewegung zieht eine Gegenbewegung nach sich, so wie der Geburt unweigerlich der Tod folgt, folgt dem Glück der Schatten. Und so ist es richtig, das nenne ich leben.

Alles andere empfinde ich als ein absitzen der Lebenszeit auf einer ungepolsterten Holzbank.